Schützenverein
Concordia Heideck e.V.

Die Geschichte des Western­schießens

erzählt von Ruppert Zeiner, alias Marshall Batboy, 18.11.2022

Wie fing alles an?

Vom Westernschießen der Königlich priv. Schützen Zirndorf hörten wir Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts von unserem Schützenbruder Rainer Leonhardt, der in Fürth beschäftig war. Als junge Schützen machten wir uns mit Revolvern, Unterhebelrepetierern und Karabinern auf und staunten nicht schlecht, als wir in Zirndorf ankamen und von Cowboys, dem Sheriff, konföderierten Soldaten, Ladies und Indianern freundlich begrüßt wurden. Heute sagt man dazu Reenactment, wenn erwachsene Menschen sich stilecht verkleiden und in eine längst vergangene Epoche eintauchen. Bemerkenswert war schon damals, dass zur Eröffnung des zweitägigen Schießwettbewerbs im Stadtpark die Südstaatler mit ihrer Kanone Salut schossen. Das Schützenhaus in Zirndorf hat 25-Meter-Stände, eine Halle für 50-Meter und sogar 100-Meter-Stände. Es liegt am Ostrand des Stadtparks. Einige Fahnen von US-Bundesstaaten schmückten den Aufenthaltsraum, wo man sich vor und nach der Schussabgabe mit Gleichgesinnten an einen Tisch setzte, sich verpflegte und historische Kurz- und Langwaffen hinter Glas bewundern konnte.

Mit dem Revolver galt es je fünf Schuss auf eine feststehende und innerhalb von nur 10 Sekunden auf eine zweite Motivscheibe in 25 Metern Entfernung abzugeben. Mit dem Unterhebelrepetiergewehr versuchte man aus der Kulisse eines Eisenbahnwagens auf eine weitere Motivscheibe in 50 Metern Entfernung zu punkten. Der Höhepunkt war dann, mit drei Schuss aus dem Karabiner das Ziel in 100 Metern Entfernung zu treffen. Die alten Schwedenmauser waren dafür noch gut in Schuss.

Bei der Preisverleihung gab es neben einem Vorderladergewehr wertvolle Silbermünzen, Messer und sonstiges, was der Westernfreund brauchen konnte.

Wir fuhren alle Jahre wieder gerne nach Zirndorf, um an dem Westernschießen teilzunehmen. Zum Andenken gab es für jeden Teilnehmer ein Poster oder einen Aufkleber, womit an historische Ereignisse in den USA erinnert wurde.

Der Startschuss in Hightech-City

Ich meine, es war Edmund Lorenz, der die Idee hatte, so ein Westernschießen auch in Heideck zu veranstalten. Hochmotiviert orientierten wir uns beim Ablauf des Schießens an Zirndorf. Da wir keinen 100-Meter-Stand haben, mussten wir etwas improvisieren. Auch die freie Wahl der eigenen Startzeit konnten wir so nicht übernehmen. Edmund Lorenz, Ernst Pechler und ich bildeten den Kern des Organisationsteams. Im Jahr 2000 wollten wir zunächst nur ein vereinsinternes Westernschießen organisieren, um zu sehen, ob wir damit auch Gastschützen gewinnen können. Ernst Pechler baute den besonderen, runden Stammtisch, in dessen Mitte Edmund Lorenz anlässlich des Einweihungsschießens die Geldgeber dafür in Westernkleidung verewigte.

Ernst kümmerte sich als Hobbykoch auch um die gesamte Verpflegung. Edmund war damals mit dem Computer schon ziemlich vertraut und entwarf die Grafiken. Das Organisieren und die administrativen Angelegenheiten übernahm ich. In Absprache mit unserem Schützenmeister Johannes Stengl hatten wir freie Hand für die Planung.

Für 2001 wagten wir uns an das erste, öffentliche Westernschießen in Heideck. Angelehnt an den fränkischen Dialekt, nannten wir unseren Ort in Hightech-City um.

Das Gasthaus Lindwurm betrieb damals eine Kleinbrauerei im Hinterhof. Dort fanden wir uns zum Brauen eines Westernbiers zusammen, wofür der Braumeister ein historisches Rotbierrezept ausfindig gemacht hatte. Die so entstandenen 400 Liter Chief Special füllten wir nach etwa sechs Wochen in Ein-Liter-Flaschen mit Bügelverschluss ab. Selbstentworfene Etiketten klebten wir anschließend auf den Bauch und über den Kopf der Flaschen.

Zur Erinnerung sollte es für jeden Teilnehmer einen Aufkleber geben. Edmund fertigte ein rundes schwarz-weiß Motiv, das wir in einer Auflage von 200 Exemplaren drucken ließen. Werner Rupp hatte die Idee, einen speziellen Hightech-City Trade-Dollar prägen zu lassen. Er hatte die Verbindung zu einem Metallarbeiter, der für die eine Seite einen Stempel anfertigte und für die andere ein vorgefertigtes Westernmotiv nahm. Vier Jahre lang gab es diese Trade-Dollars. Für die Aufbewahrung der Langwaffen während des Schießbetriebs, organisierte ich Messingplättchen, die ähnlich den Werkzeugmarken, einmal an der Waffe befestigt und zum anderen dem Leihgeber überreicht werden. Es zeigte sich aber, dass unter Westernschützen ein großes Vertrauen herrscht, was diese Art der zwischenzeitlichen Aufbewahrung überflüssig machte. Die Langwaffen wurden danach im sichtbar entladenen Zustand in einem Gewehrständer abgestellt.

Bei einer Einlage von 10 DM erhielt der Schütze einen Aufkleber, einen Trade-Dollar und eine Startkarte. Schießzeiten waren Freitag von 18:00 bis 22:00, Samstag von 12:00 bis 20:00 und Sonntag von 10:00 bis 17:00. Wir regelten den Ablauf des Schießbetriebs folgender Maßen: Vorgegeben durch den 15-Minuten-Takt begann der Schütze zuerst mit dem Revolver auf dem 25-Meter-Stand fünf Schuss auf eine feststehende Motivscheibe und fünf Schuss auf einen andere Motivscheibe innerhalb von 10 Sekunden abzugeben. Dann wechselte er nach diesen 15 Minuten auf den 50-Meter-Stand, wo er mit dem Gewehr und ebenfalls fünf Schuss eine dritte Motivscheibe erfolgreich bearbeiten sollte. Somit dauerte ein Durchgang 30 Minuten. Es zeigte sich, dass diese Taktung zeitlich ausreichend ist, auch wenn ungeübte Schützen teilnehmen.

Zur stilgerechten Dekoration des Schützenhauses besorgte ich nach und nach Fahnen von US-Bundesstaaten, die wir im Aufenthaltsraum und im 10-Meter-Stand aufhängten. Achim Ryrko schnitzte Namenstafeln aus Nussbaum für die Kenntlichmachung unserer Räume und als Willkommensgruß vor dem Schützenhaus.

Da unsere Küche für so eine Veranstaltung zu klein ist, erbauten wir vor unserer Terrasse eine separate Küchenbude. Manfred Schmidt mauerte daneben einen stabilen Grill. Dies hatte auch den Vorteil, dass nun während des Schießbetriebs keine Küchendüfte durchs Schützenhaus zogen.

Als Hingucker fertigte ich aus Original-Marlboro-Plakaten, die Edmund besorgte, drei klappbare Aufstellen. Seltsamerweise wirken die lebensgroßen schwarzen Cowboys auf roten Hintergrund an den Straßenecken Heidecks nicht so wie erhofft als Blickfang. Ein viertes Plakat hat im 10-Meter-Stand Verwendung als Hintergrund für Erinnerungs- und Siegerfotos gefunden. Einige Jahre lang, erstellte Moni Federer für die Teilnehmer hervorragende Erinnerungsfotos; wahlweise auch auf alt getrimmt in sepiabraun.

Josef Federer ließ von einem Bekannten ein Computerprogramm entwickeln, das uns die Arbeit erleichtert hat. Mit ihm können wir Startkarten und Ranglisten ausdrucken und die notwendigen Daten eingeben.

Heinz und Erika Powell bekamen die Möglichkeit, von Samstag bis Sonntag einen Stand mit Westernartikel im 10-Meter-Stand aufzubauen. Wir bekamen im Gegenzug dafür das eine oder andere wertvolle Präsent für die Preisverleihung. Ebenso fanden sich bekannte Händler und großzügige Mitglieder, die uns einen passenden Sachpreis spendierten. Als Hauptpreis boten wir bisher immer ein Vorderladergewehr, für dessen Erwerb man keine waffenrechtliche Genehmigung braucht. Weiter Preise für mindestens die Hälfte der Teilnehmer besorge ich fortwährend das ganze Jahr über. Das Ziel von 100 Teilnehmern haben wir bisher nur einmal erreicht. Die Einlage kostet inzwischen 10 € bei unbegrenztem Nachkauf und der Gesamtwert der Preise liegt bei 1000 €.

Da unser Westernschießen weit und breit das einzige Event dieser Art war, wollten wir auch einen besonderen Schirmherrn dafür gewinnen. Unser Landrat Herbert Eckstein sagte sogleich zu und war bisher bis auf ein Mal bei jeder Preisverleihung zugegen, wo er als Verbundenheitsgeste ein Utensil bekam, das sein Outfit als Western-Fan vervollständigt.

Bei überregionalen Wettkämpfen wurden auch andere Vereine auf unser Westernschießen aufmerksam. So begannen in Gräfenberg und bei Neuburg/Donau einige Jahre später ebenfalls gesellige Wettkämpfe, die sich an unserem orientieren.

Ab 2008 blieb mir die alleinige Leitung des Organisationsteams. Schon jeden Dezember des Vorjahres laufen die Planungen für das nächste Westernschießen an, das sich so Anfang/Mitte Juni bei uns etabliert hat. Leider fiel das 20. Westernschießen wegen Corona im Jahr 2020 und 2021 aus und konnte erst 2022 nachgeholt werden.